Mauritius
Wenn Ihr Mauritius von einer möglichst schönen Seite erleben wollt, vermeidet diese Fehler, die wir gemacht haben:
1. Reisezeit
Fahrt nicht in der Hochsaison hin – von Weihnachten bis inklusive erste Januarwoche. Erstens verbringt in dieser Zeit gefühlt halb Frankreich seinen Weihnachtsurlaub auf Mauritius. Zweitens ist es auch die Regen- und Zyklon-Zeit. Selbst, wenn der Zyklon die Insel kaum trifft, regnet es doch häufig. Mit das Schlimmste an dieser Feuchtigkeit sind die Mücken. Außerdem ist in dieser Zeit Hochsommer – so heiß, dass man es in der Sonne gar nicht aushält. Trekking-Touren zu unternehmen ist wegen der Hitze, der Schwüle und nicht zuletzt der Mücken auch in den Bergen im Dezember/Januar kein Vergnügen. Im Dezember pausieren auch die beliebten Pferderennen, die sonst das ganze Jahr über in Port Louis veranstaltet werden.
2. Gegend
Meidet die Westküste – es sei denn, Ihr bucht euch in einem weiträumigen Resort wie Club Med in Albion oder La Pirogue in Flic-en-Flac ein. Das schönste, aber auch teuerste Hotel: Le Paradis ganz im Süden bei Le Morne. Warum: Die öffentlichen Strände sind toll wegen der Obstverkäufer, nicht aber wegen des Abfalls, den die Einheimischen, die gerade an den Wochenenden mit ihrem halben Hausstand herkommen, überall liegen lassen.
Darüber hinaus ist die Westküste am stärksten besiedelt. Erst recht um Port Louis herum und Rose Hill, aber auch nach Norden hin kommt es häufig zu Staus, wozu die lokale Fahrweise, der Bau eines (bitter nötigen) Schnellzugs, aber auch die Sitte, mitten auf der Straße zu parken, beitragen. Tiefschwarz qualmende Linienbusse und hineindrängelnde Mopedfahrer machen das Ganze nicht besser. Auch nicht die schäbige, heruntergekommene Bebauung – mit Ausnahme der kunterbunten Hindu-Tempel, die hin und wieder hervorblitzen.
3. Mietwagen
Achtet darauf, kein Mietauto zu buchen, das tiefer gelegt ist, da die Straßen zwecks Geschwindigkeitsbegrenzung voll mit hohen Schwellen sind, auf denen man sehr leicht aufsetzt, es sei denn, man überquert sie sehr sehr langsam. Ein Jeep-ähnlicher Mietwagen mit Allradantrieb zahlt sich wegen der Fahrgestellhöhe, der besseren Sicht auf die Straße, aber auch dafür aus, das Inland jenseits asphaltierter Straßen zu erkunden.
4. Unterkunft
Bucht am besten ein Hotel – erstens, weil Ihr dann sicher sein könnt, dass der Strand vorm Haus (da Hotelstrand) sauber ist, zweitens, weil Ihr nur dann auch Liegestühle und Sonnenschirme (unbedingt nötig) zur Verfügung habt, drittens, weil gerade der Sanitärbereich in Privatunterkünften u. U. nicht europäischen Standards entspricht.
Falls Ihr Entdecker seid, und Mauritius komplett erkunden wollt, bucht am besten 2 Hotels – für eine Hälfte der Zeit eines im Nordosten, für die andere ein zweites im Süden. Andernfalls müsst Ihr Euch auf eine ziemliche Fahrerei einstellen. Selbst wenn man in der Mitte der Insel eine Unterkunft bucht: Auch von Flic en Flac aus z. B. braucht es nach Norden oder Süden jeweils eine Stunde Fahrzeit. Das ist v. a. dann blöd, wenn man bspw. eine Bootstour zu den vorgelagerten Inselchen im Norden machen möchte. Die starten in der Regel nämlich ziemlich früh ab Grand Baie.
5. Reiseführer
Die üblichen in den Reiseführern ansprechend beworbenen Ziele wie bspw. die Haupstadt und ihr quirliger Markt oder die Strände und Aktivitäten an der Nordküste klingen auf dem Papier schön und interessant, aber davon abgesehen, dass das Hinkommen je nach Ausgangsort durch Lärm und Stau geschieht, hat uns die Realität eher enttäuscht.
6. Ausflüge
Spart Euch einen Besuch des Casela Nature & Leisure Parks wie auch der Domaine Les Pailles. Auch der vielbeworbene Botanische Garten in Pamplemousses ist ziemlich heruntergekommen.
Der Korallengarten in der Blue Bay ist eine kleine Boots-Tour à 500 Rupien wert. Allerdings findet man auch auf der Ostseite der Blue Bay, genaugenommen schon vor dem Beach House des Holiday Inn im Meer einen Korallengarten mit vielen bunten Fischen. Trotz der donnernd hier an- und abfliegenden Düsenjets ist der Strand ab hier Richtung Norden sehr schön.
La Maison Euréka ist vor allem wegen des Zugangs zu zwei Wasserfällen einen Besuch wert (unterhalb des Hauses). Wer nur kommt, weil er ein altes Kolonialhaus sehen will, wird auch in der wunderschönen Domaine des Aubineaux fündig – ganz ohne Eintritt zu zahlen.
Die vielfarbige Erde der Terres des Couleurs ist buchstäblich eine Touristenattraktion. Viel mehr sieht man aber auch nicht. Im nahegelegenen Ebenholzreservat gibt es Wanderwege, tolle Aussichtspunkte und (auch) die Möglichkeit, per Zipline eine Schlucht zu überqueren.
Schlussbemerkung:
Wir haben in Mauritius nicht das Sehnsuchtsziel gefunden, das der Mythos verspricht. Dafür jedoch die freundlichsten Menschen, die wir je im Urlaub trafen. In dieser Hinsicht kann man sich an Mauritius ein Beispiel nehmen: Hindus, Muslime (Sunniten und Schiiten), Christen (Katholiken und Protestanten), Buddhisten, Bahá’í und „Heiden“ leben hier friedlich zusammen. Jeder vollzieht ungestört seine religiösen Rituale, lebt nach seiner Façon.
Doch der Kontrast zwischen pompösen Hotels und Einheimischen, die in deutlicher Armut leben (teils in Wellblechhütten), könnte nicht größer sein. Wenn Ihr also mitten in der Pampa durstig werdet und auf einen Obsthändler trefft, der Euch eine Kokosnuss köpft, einen Strohhalm reinpiekst und dafür 200 Rupien haben will, überlegt noch mal, ob Ihr ihn wirklich runterhandeln wollt.
Mauritius-Bilder:
Wie sehr selbst unretuschierte Fotos lügen können, seht Ihr hier.