Pfaueninsel
Kaum mehr als 100 Meter liegt ihr Südzipfel vom Festland entfernt, doch die kleine Wasserscheide reichte aus, dass die Pfaueninsel Schutz fand, lange bevor sie zum Naturschutzgebiet und Weltkulturerbe erklärt wurde.
Wegen seiner isolierten Lage ist auf dieser Insel ein ganz besonderes Bauwerk gänzlich unversehrt geblieben: Schloss Pfaueninsel wurde 1794/95 nach Plänen des Potsdamer Hofzimmermeisters Brendel im Stil damaliger Mode als Schlossruine gestaltet, sein Inneres nach dem Geschmack der Gräfin Lichtenau (Geliebte König Wilhelms II.) eingerichtet. Bis zu seiner Übertragung in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wurde kein einziges Möbel gestohlen, gar verrückt, keine Scheibe zerschlagen, kein Wandbild zerstört. Noch wie zu Zeiten, als es zuletzt bewohnt wurde – sommersüber, denn es war eine königliche Sommergartenlaube – präsentiert sich sein Interieur. Der kunstvoll verlegte, glänzende Parkettboden wurde nie restauriert. Auch die Tapeten sind bis heute ohne Riss, wenn auch nicht mehr so farbenfroh. Stühle und Couch sind noch immer prall mit Rosshaar gepolstert – über 200 Jahre alt. Nichts ist kaputt oder brüchig, nicht mal die Schlossmauern. Selbst die sind – wie die wunderschön gemaserte Wandverkleidung im OG – aus Holz!
Schloss Pfaueninsel ist das besterhaltene Schloss in Europa. Die Führerin achtet streng darauf, dass das so bleibt und wir alle Filzpantoffeln überziehen. Die gebogene Eisenbrücke, die über dem Dach die zwei Schlosstürme miteinander verbindet, darf leider nicht betreten werden. Höher als ins erste OG kommen wir sowieso nicht. Dafür sehen wir die Hüte von Königin Luise, mit denen sie ihren bleichen Teint vor der Sonne bewahrte. Allerdings mochte sie das Schloss nicht besonders, wohl weil es an Komfort zu Wünschen übrig ließ. So besaß es z.B. keine Wasserklosetts.
Ihr Gatte Friedrich Wilhelm III. dagegen liebte die Insel. Nach Luises Tod lebte er sich hier richtig aus. Er ließ weitere Häuser im italienischen Villenstil bauen, vor allem aber eine Vielzahl an Tiergehegen für bald über hundert Arten, darunter so exotische wie Alligatoren, Büffel, Kängurus, Affen, Löwen, Lamas oder Bären. Er fütterte viele sogar eigenhändig und präsentierte sie bereitwillig der Berliner Bevölkerung. Ein regelrechter Massenandrang entstand. Bald waren die extra eingesetzten Sonderzüge Richtung Pfaueninsel restlos überfüllt. Ab 1821 war die Insel darum nur noch an drei Wochentagen für Publikum geöffnet.
1842 überführte Wilhelms Sohn Friedrich Wilhelm IV. die Tiere an den entstehenden Berliner Zoo, der zwei Jahre später als erster und größter seiner Art in Deutschland eröffnet wurde. Pfauen (sogar weiße), Ziegen, Ponys und Büffel, trifft man bis heute auf der Pfaueninsel an.
Hier geht’s zur Bildergalerie und hier erfährt man mehr, auch zur Anreise.