Key West
Key West wurde 1513 von den Spaniern entdeckt und „Cayo Hueso“– Knocheninsel – genannt. Die Amerikaner machten „Key West“ daraus und errichteten 1822 einen Navy-Stützpunkt, um klar zu stellen: Key West ist jetzt Teil der Vereinigten Staaten von Amerika. Den Navy-Stützpunkt gibt es immer noch. Defacto ist er der südlichste Punkt der USA, nicht der, an dem der so bezeichnete Poller aufgestellt wurde und die Touristen Schlange stehen, um sich vor ihm fotografieren zu lassen.
Der Navy-Stützpunkt sollte damals die Piraten abschrecken, die in dieser Gegend ihr Unheil trieben. Dabei lebten auch viele Einheimische von den Schiffen, die hier vorbeikamen. Diese liefen nämlich mit schöner Regelmäßigkeit an den Riffen und Untiefen auf Grund. Wrecker wie Francis B. Watlington eilten ihnen zu Hilfe, doch bevor sie Mannschaft und Passagiere retteten, stellten sie Bedingungen, und das war ein Gutteil der Ladung, darunter auch Gold, Schmuck und andere wertvolle Güter.
Wie lukrativ das Abwracken der gestrandeten Schiffe war, lässt sich bei einem Besuch im Haus eines Wrecker erahnen. Die luxuriöse Einrichtung ist mancherorts komplett erhalten geblieben, z.B. im Wreckers’ Museum, 322 Duval Street, oder im Curry Mansion, 511 Caroline Street. Auch der Schriftsteller Ernest Hemingway hat auf Key West ein ganzes Haus und Anbauten mit sehenswerter Einrichtung hinterlassen. Die größte Sensation sind aber die sechszehigen Katzen, die hier zu Dutzenden umherschleichen.
Key West ist voll von restaurierten historischen Holzhäusern. Eins ist hübscher als das andere, immer umrankt von tropischen Pflanzen und Blüten, allen voran der Strangler Fig, eine Baumart, deren meterlange Luftwurzeln zu massiven Seitenstämmen auswachsen, ein „walking tree“ wie auch die Mangroven, die sich im seichten Brackwasser verbreiten oder auf Austernbänken andocken.
Die Riesenmuschel „Conch“ ist hier zuhause, ihr Inneres eine Delikatesse. Doch rund um die Keys darf sie nicht gefangen werden. Alle Muscheln, die in den Souvenirläden ausliegen oder auf dem Teller landen, stammen von den Bahamas. Sie lebend in der Hand zu halten, ist sowieso viel besser, zu sehen, wie sie ihren schwarzbraunen Gummifuß herausreckt, an einer Seite mit einem kleinen Plättchen, dem ganz genau passenden Deckel, der – ist die Muschel wieder drin – den Eingang ins Gehäuse verschließt. Eine geführte Kajak-Tour ist ideal, um diese für uns Europäer so exotische Natur aus nächster Nähe kennenzulernen. Auf Stock Island, dem Vorgarten von Key West, bieten BluePlanetKayak.com solche interessanten Touren an – auch bei Sonnenuntergang.
Die meisten Touristen werden zu dieser Uhrzeit auf dem Mallory Square sein und den Sonnenuntergang beklatschen. Nachher strömen sie in die Duval Street – die Kneipenmeile von Key West. Die Happy Hour geht früh los, entsprechend angeheitert sind die Gäste. Zusätzliche Erheiterung bieten Travestie-Künstler und Striptease-Tänzer, wobei diejenigen Kneipen am vollsten sind, in denen live Country-Rock gespielt wird. Nie hätten wir auf Key West die Hauptstraße von Willingen erwartet.
Wer auf den Keys auf Naturerlebnisse aus ist, sollte raus auf’s Meer. Wir sind dafür zur Ramrod Key gefahren und vom Looe Key Reef Resort & Dive Center aus durch den Kanal sieben Meilen zur Looe Key geschippert, eine Koralleninsel, die zu dem kilometerlangen Riff gehört, das den Keys schützend vorgelagert ist. Hier haben wir beim Schnorcheln sogar Haie und Delfine gesehen. Die Riesenzackenbarsche kamen von selbst bis ans Boot und erhielten dafür von „Crazy Captain Katie“ eine Wurst.
Interessant war auch unsere Führung durch das Fort Zachary Taylor im gleichnamigen historischen Park. Die von 1845 bis 1866 erbaute Festung lag ursprünglich der Insel Key West vorgelagert und war allein dadurch schon uneinnehmbar. Einen Angriff hat auch nie jemand versucht, weder im Bürgerkrieg noch während des Spanisch-Amerikanischen Kriegs.
Leider wurde das Fort 1889 aber friedlich demontiert: Man baute die oberen zwei Etagen ab, um moderne Waffensysteme installieren zu können. Die alten Kanonen und Kugeln wurden mit genutzt, um das Wasser zwischen dem Fort und Key West zu verfüllen. Ab 1968 machten sich ein ehemaliger Mitarbeiter und viele Freiwillige daran, die alten Geschütze auszugraben. Die Ausgrabungen dauerten zehn Jahre und förderten sogar eine historische Meerwasserentsalzungsanlage zutage. Noch heute ist nicht alles freigelegt.