Golden Dolphin
Golden Dolphin ist keine Insel im herkömmlichen Sinne, fest verwurzelt an einer unveränderlichen Stelle im Ozean, unterm und über den Meeresspiegel hinaus. Stattdessen handelt es sich um ein bewegliches Eiland, genaugenommen eines von rund hundert Tauchkreuzfahrtschiffen, die im Wochen-Turnus über das Rote Meer ziehen und an den über 200 Riffen Halt machen.
Riffe sind beinahe Inseln, wenn sie auch nur bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Es sind die größten Bauwerke der Welt, erschaffen von winzig kleinen Tieren, den Korallenpolypen und Kalkalgen. Jahrtausende vergehen, bis Riffe so groß sind wie Marsa Alam oder das Dolphin Reef, berühmte Tauchspots im südlichen Roten Meer, einmalige hochkomplexe Biotope, Kinderstube und Heimat für Hunderte verschiedener Lebewesen.
Ein wahres Taucherparadies, das einen Ehrfurcht lehrt vor der unendlichen Schönheit der Natur: Korallengärten, so detailverliebt und skulptural, als habe ein genialer Baumeister sie angelegt. Korallen, die wie Gehirne aussehen, wie Partytische, wie Blumen. Weißbesandete Lagunen mittendrin, vielbevölkert von leuchtenden Fischen ausgefallendster Körperbemalung.
Nur ein Guide, der diese Unterwasserlandschaften wie seine Westentasche kennt, kann einem diese Zauberwelt erschließen. Shaab Claudio wartet mit einem labyrinthischen Korallenschloss auf: Verschwiegene Flure, in die das Licht durch Spalten bricht, geheime Gemächer, wo Schwärme von Falter- und Wimpelfischen ihr Versteck finden. Wie Fenster zum Himmel immer wieder der Blick durch Felsöffnungen ins magische Blauwasser.
Bei Shilineat entdecken wir drei kleine Weißspitzenriffhaie unter überhängenden Hartkorallen, Blaupunktrochen am Shaab Maksur, einen gar nicht kamerascheuen Kugelfisch, zwei Wasserschildkröten, die sich gar nicht aus der Ruhe bringen lassen. Birgit Biniok, Tauchguide der Golden Dolphin, macht uns mit Pyjama-Schnecken und Spanischen Tänzerinnen bekannt, zeigt uns gewaltige Muränen und die gut getarnten Nadel- und Steinfische, Mosesschollen und Drachenköpfe.
Die Golden Dolphin bringt uns von Riff zu Riff. Wegen der Strömungen muss das Schiff immer an mindestens zwei Seiten vertäut werden. Die Seemänner der Crew nutzen dazu die vorgeschriebenen Festankerplätze am Riff, tief eingebohrte Stahlringe. So werden Ankerschäden verhindert. Das Rote Meer bei Ägypten ist für Taucher sehr gut erschlossen, auch wenn es immer noch relativ unbekannte Tauchspots wie z.B. das Shaab Ranja gibt.
Der Kontrast der reich bewachsenen Unterwasserwelt zur Wüste an seinen Ufern könnte nicht größer sein. Bis zur Rückkehr in den Hafen Port Ghalib sehen wir sie höchstens mal von Weitem. Eine Woche lang ist der Boden unter unseren nackten Füßen das Teakholz der Golden Dolphin. Nach jedem Tauchgang wird fürstlich gespeist, dann geruht – auf dem Sonnendeck oder in der Kajüte, wo der schöne Schaukelgang einen sofort schläfrig werden lässt.
Noch drei Tage später spüre ich das Schaukeln, obwohl ich längst wieder auf Beton stehe und Häuser gucke. Ich vermisse dieses Gewiegtwerden, den Blick aufs Meer beim Duschen, die gewitzten Delfine, die sich immer nur zeigten, wenn wir wieder an Board waren. Tauchsafaris, auch Liveaboard-Touren genannt, sind ein echter Abenteuerurlaub. Einen herzlichen Dank an die Tauchschule Buddycheck, die mich mitnahm, und Helwig Füllig für seine sagenhaften Unterwasseraufnahmen in diesem Blog.