La Gomera

Mit einem Hang zu Höhenangst kann man sich auf der Kanareninsel La Gomera warm anziehen. Zwei Wanderungen haben wir gleich auf den ersten Metern abgebrochen, weil mich die fast senkrechte Tiefe entlang des schmalen ausgesetzten Weges überforderte. Meine PC-bedingte Kurzsichtigkeit hätte hier mal von Nutzen sein können, war sie leider nicht. Die beiden phantastischen Wanderwege, von denen ich spreche, zweigen von einer Aussichtsplattform bei Arure ab: Mirador del Santo. Den überwältigenden Einblick ins 850 Meter tiefer gelegene Tal von Taguluche erhascht man hier über die gemauerte Brüstung hinweg. Auch beim Aufstieg vom lieblichen Tal La Laja Richtung Mirador de El Bailadero kam ich an meine Grenzen und konnte die Aussicht gar nicht genießen. Streckenweise starrte ich nur auf das Felsband zu meinen Füßen, höchstens hielt ich nach dem nächsten Steinmännchen Ausschau. Spätestens nach dieser Ojila-Runde um die Roques las ich die Angaben im Rother-Wanderführer genau. Wenn von „ausgesetzten Pfaden“ die Rede war und die Route schwarz gekennzeichnet, nahmen wir eine andere. Was Wanderwege angeht, hat man auf La Gomera ohne Ende Auswahl. Die Insel ist touristisch voll auf Wanderreisen ausgelegt. Auch ganz ohne Reiseführer findet man sich dank bester Beschilderung zurecht. Bloß das Hinkommen ist meistens eine kurvenreiche Fahrt, auf der dichter Nebel und Bluescreen-blauer Himmel wechseln können. Die Busse fahren selten. Einige Leute trampen, andere schließen sich geführten Wanderungen an. Das hat u. a. den Vorteil, dass man keine Runden gehen muss. Mit Ausnahme weniger (Briten), die den ganzen Tag nur am Hotel-Pool abhängen, trifft man überall aktive Wandersleute – viele Deutsche, stets in kompletter Montur mit Bergstiefeln und -stöcken, großem, prallem Rucksack, karierten Markenhemden, kürzbaren Hosen, sportlichen Sonnenbrillen, Käppis, Halstüchern, Schrittzählern ... Klar, dass ich da auf meine Wandersandalen angesprochen wurde: „Herrje, können Sie denn damit laufen?“ – „Sieht doch ganz so aus!" In Alojera fiel ich in meiner unüblichen Wanderkluft nicht mehr auf. Wir trafen noch zwei andere Pärchen mit Reiseführern, in denen ebenfalls vom „einsamsten Strand der Insel“ die Rede ist. Auch sie waren genau deswegen hergekurvt. Weit gefehlt:. Von der Dorfkneipe angefangen bis runter zur Bucht ist Alojera eine regelrechte Hippiehochburg. Überall sind Zelte aufgeschlagen, Wege markiert, Schilder installiert. Mitzwanziger aus ganz Europa, mit und ohne Kiddies, in teils Jesus-ähnlicher Garderobe oder auch nackt, halten Besprechungen ab, händchenhaltend im Kreis stehend. Früher war das Valle Gran Rey ja die erste Anlaufstelle für Dreadlocksträger. Es leben auch immer noch jede Menge deutscher Aussteiger dort. Sie führen Cafés, bieten Bootstouren an, Yoga, Massage, Rückführungen – oder Aloe-Vera-Produkte aus dem eigenen Garten. Der von Claus Heinrichs seit den 70ern herausgegebene „Valle-Bote“ ist in jedem Geschäft in der Auslage – außer Konkurrenz. Ein regelrechter Monopolist. Aus seinem Magazin habe ich erfahren, wie man einen Lidl-Einkaufswagen zum Regal fürs Hippie-Heim umfunktioniert, wieviele Millionen Liter Fäkalien täglich vor den Kanaren ins Meer gehen und dass es in Dortmund den ersten Gummipuppenpuff gibt ... Ein echt abgefahrenes Magazin, dass man auch im kalten Deutschland beziehen/abonnieren kann :-D zu den Gomera-Bildern
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Ibiza

Falls du noch nie auf Ibiza warst, aber eine "Café del Mar"-Sammlung zuhause hast – assoziierst du damit auch einen romantischen Sandstrand und im Wind wehende Baldachine? Dass ich so eine Vorstellung hatte, merkte ich erst vor Ort, als das, was ich sah, dieser Vorstellung krass widersprach: Sant Antoni ist eine britengerecht zugebaute Tourihochburg. Lieblos hat man hier einen Betonklotz neben den anderen gesetzt: Hotels, Apartmentanlagen, Supermärkte, Shops und natürlich Spielhöllen und Kirmes-Fahrgeschäfte. Das Café del Mar befindet sich am felsigen Ausläufer dieses großen Badeorts. Abends versammelt sich auf der Promenade die Schickeria, unzählige „Adabeis“, die hauptsächlich damit zu tun haben, denen, die nicht dabei sind, per Selfie zu zeigen, dass sie was verpassen. Die Tische vor dem berühmten Café del Mar – insbesondere die an der Kante – sind mittags schon mehrheitlich reserviert. Zur Not hat man immer noch die Möglichkeit, im hinteren Teil des Cafés in den Shop zu gehen und sich dort mit CDs und gebrandeten Klamotten einzudecken. ;-) Alles, was Ibiza unbeschreiblich schön macht, ist woanders: Traumhafte Buchten, ausgedehnte Pinienwälder, ewig lange Strände, kristallklares Wasser. Vielleicht weil die meisten Touristen v. a. der Strände wegen hier sind, gibt man sich wenig Mühe, Wegweiser fürs Wandervolk aufzustellen. Ohne Navi, persönlichen oder Rother Wanderführer geht man leicht verloren. Wirklich lohnen tut sich beispielsweise die Klippenwanderung von Portinatx zur Cala d’en Serra (Traumbucht im Norden), ein Aufstieg zum Torre del Pirate und auf Ibizas höchsten Punkt, den Berg Sa Talida bei Sant Josep. Einmal erleben sollte man auch das Trommlerfest sonntagabends am Strand von Benirras und den Hippiemarkt am Sonntagmittag in San Joan. Absolut beeindruckend ist die Hauptstadt von Eivissa. Dalt City, der alte Teil der Stadt führt hoch hinauf, gewährt fantastische Ausblicke und wunderschöne Gässchen mit Cafés und Restaurants. Im neueren Teil auf Höhe des Hafens locken Geschäfte, Bars und Kneipen und gen Abend Partystimmung. Ibiza ist sowieso von Partys bestimmt. Alle großen Werbeplakate werden von DJs und Discos belegt. Am Flughafen ist ein riesiger Fanshop für die bekannteste Disko „Pacha“. Sie befindet sich auf der weniger urigen Hafenseite im Neubaugebiet und hat mittlerweile ein eigenes Hotel nebendran. Eine wunderschöne Unterkunft für diejenigen, die sich lieber selbst verpflegen und dem Trubel entgehen möchten, bieten die Sunda Apartments. Die kleine Anlage ist in Hanglage an der Südwestspitze der Insel im ibizenkischen Stil erbaut: Weiß getünchte runde Mauern schmiegen sich in den Berg. Alle Wohnungen sind asymmetrisch versetzt angeordnet, nichts kantig oder klotzig. Jedes Apartment besitzt einen kleinen gemauerten Balkon, von dem man einen Blick auf die grünblau schimmernde Cala Vadella hat, im Hintergrund die kleine Illa des Bosc und die etwas größere Illa Sa Conillera. Auch bei der Inneneinrichtung sind Regale und Sofa so rundlich gemauert, als habe der Architekt bei César Manrique abgeguckt. Das sonstige Mobiliar ist aus Holz – insgesamt sehr geschmackvoll puristisch eingerichtet. Theresa Schepmann, die schon in den 70ern von Köln nach Ibiza ausgewandert ist, lebt vor Ort und kümmert sich für den spanischen Besitzer um die Feriengäste. Sie ist auch direkt per E-Mail erreichbar. Hier geht's zur Bildergalerie.
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Arbersee-Inseln

Im Bayer- bzw. Böhmerwald existieren noch insgesamt acht Karseen. Es sind Überbleibsel von Gletschern der letzten Eiszeit, deren Schmelzwasser in diesen besonders tiefen, von Steilwänden umgebenen Tälern nicht abfließen konnte. Verschwiegene Seen inmitten einer moosigen, moorigen Landschaft, wie geschaffen für Sagen und Elfen. Seit der Eiszeit erobern Pflanzen wie Torfmoose und Seggen die freie Wasserfläche, indem sie vom Ufer aus ihre Sprosse in den See vorantreiben. Im Laufe der Jahrtausende haben diese Moorflächen teilweise eine Dicke von ein bis drei Metern erreicht. Als man die Arberseen für die Holztrift um mehr als einen halben Meter anstaute, verloren diese Verlandungsflächen ihre Verbindungen zum Untergrund und treiben seitdem auf der Wasseroberfläche. Diese als schwimmende Inseln bezeichneten Schwingrasen gibt es nur im Kleinen und Großen Arbersee im Bayerischen Wald auf dem Gebiet der Gemeinde Bayerisch Eisenstein. Je nach Windrichtung wechseln gerade die Inseln im Kleinen Arbersee deutlich ihre Position. Im Großen Arbersee schieben sie sich vom steileren Westufer aus über die Wasserfläche. An den übrigen flacheren Ufern behalten die Inseln Kontakt zum Land. Es ist verboten und auch nicht anzuraten, die Inseln zu betreten, da lebensgefährlich. Hier kann man sie auch von NRW aus unversehrt betrachten. Auch im Donaudelta gibt es anders geartete schwimmende Inseln.
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Zypern

Zypern im Frühjahr – überall wachsen wilde Blumen: roter Mohn, gelbe Chrysanthemen, lila Gladiolen, rosa Alpenveilchen – nicht zuletzt der Riesenfenchel, dessen Blütenstauden wie gelbe Kugeln vom meterhohen Stengel abstehen. Leuchtend säumt er die Straßen durch Zyperns herrliche Landschaften. Für die Fahrt zu den Startpunkten der im Rother Wanderführer hilfreich beschriebenen Trails brauchten wir manchmal besonders lange. Grund: „Karten“ (Apples Navigations-Software für iOS) schlug uns kurvenreichste Geröllpisten als vermeintlich schnellste Routen vor. Ein Mal landeten wir dadurch sogar fast in einem Ziegenstall. Die auf Zypern bunt gescheckten Huftiere stiegen auf ihre Hinterbeine und meckerten laut. Es klang wie „Ätsch!“ Wohnen taten wir weniger naturnah, dafür echt außergewöhnlich, in einem Hotel mitten im (Touri-) Kato Paphos, aber ganz nah beim Hafen-Kastell, vor dem die Konzerte im Rahmen des Kulturhauptstadt-Jahrs stattfinden, unmittelbar bei dem Archäologischen Park und zehn Minuten Fußweg entfernt von den Königsgräbern. Letztere sind absolut beeindruckend, wobei wir die spannendste Katakombe ohne Eintritt zu zahlen neben der Apostolou Pavlou Ave entdeckten. Um hinzukommen, muss man vom Roman Boutique Hotel aus durch eine Baustellen-Absperrung (April 2017) der aufgerissenen Straße folgen und ungefähr an dieser Stelle des Markers linkerhand nach einer Treppe suchen, die nach unten führt ... Das Roman Boutique Hotel ist selbst eine Entdeckung wert, ein regelrechtes Kunstwerk-Hotel, denn innendrin gibt es keine Wand und keine Lampe, die nicht künstlerisch gestaltet sind. Einer der beiden Maler, die hier vor rund zwanzig Jahren ganze zwei Jahre am Werk waren, ist der bekannte Künstler Andreas Charalambides. Aber auch Skulpturen und Steinmosaike prägen dieses außergewöhnliche Hotel, in dem der interessierte Betrachter auf Pharaonen, Gladiatoren und olympische Götter trifft. Insgesamt mag man sich über den Motiv-Mix wundern, dabei passt er voll, denn ob Ägypter, Assyrer, Griechen, Römer, Byzantiner oder Osmanen: Sie alle haben auf Zypern ihre Spuren hinterlassen. In anderer Hinsicht ist das Hotel ganz in der Jetzt-Zeit: Gluten- und Lactose-Unverträgliche können sich hier so richtig auf’s Frühstück freuen. In vielen anderen Hotels geht man da ja eher leer aus. Die Hotelmanagerin Angela verträgt beides selbst nicht. Entsprechend viel Erfahrung hat sie mit gluten- und lactosefreien Lebensmitteln aus den örtlichen Bioläden, und Restaurant-Cheffin Olga sorgt für die fachmännische Zubereitung: Pancakes, Cookies, Cornflakes, leckeres Brot oder gebackener Käse. So gestärkt lässt sich gut eine mehrstündige Wanderung antreten. Die typischen Osterbrote, „Flaounas“ genannt und mit Haloumi-Käse gefüllt, konnte ich freilich nicht probieren. Karfreitag sind wir jedoch um 20 Uhr nach Alt-Paphos hochgelaufen (dauert ca. eine halbe Stunde), wo wir der Oster-Prozession zusahen, bei der eine mit Blumen geschmückte Sänfte, in der – symbolisch – der gestorbene Christus ruht, von der Kirche zu einem extra aufgebauten Altar getragen wird. Der griechisch-orthodoxe Glaube zieht hier alle in seinen Bann: Rund um den Kostis-Palamas-Platz bis in die angrenzenden Straßen hinein war es brechend voll. Hier geht's zu unseren Zypern-Bildern ... und hier zu schönen Wanderungen:
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Key West

Key West wurde 1513 von den Spaniern entdeckt und „Cayo Hueso“– Knocheninsel – genannt. Die Amerikaner machten „Key West“ daraus und errichteten 1822 einen Navy-Stützpunkt, um klar zu stellen: Key West ist jetzt Teil der Vereinigten Staaten von Amerika. Den Navy-Stützpunkt gibt es immer noch. Defacto ist er der südlichste Punkt der USA, nicht der, an dem der so bezeichnete Poller aufgestellt wurde und die Touristen Schlange stehen, um sich vor ihm fotografieren zu lassen. Der Navy-Stützpunkt sollte damals die Piraten abschrecken, die in dieser Gegend ihr Unheil trieben. Dabei lebten auch viele Einheimische von den Schiffen, die hier vorbeikamen. Diese liefen nämlich mit schöner Regelmäßigkeit an den Riffen und Untiefen auf Grund. Wrecker wie Francis B. Watlington eilten ihnen zu Hilfe, doch bevor sie Mannschaft und Passagiere retteten, stellten sie Bedingungen, und das war ein Gutteil der Ladung, darunter auch Gold, Schmuck und andere wertvolle Güter. Wie lukrativ das Abwracken der gestrandeten Schiffe war, lässt sich bei einem Besuch im Haus eines Wrecker erahnen. Die luxuriöse Einrichtung ist mancherorts komplett erhalten geblieben, z.B. im Wreckers’ Museum, 322 Duval Street, oder im Curry Mansion, 511 Caroline Street. Auch der Schriftsteller Ernest Hemingway hat auf Key West ein ganzes Haus und Anbauten mit sehenswerter Einrichtung hinterlassen. Die größte Sensation sind aber die sechszehigen Katzen, die hier zu Dutzenden umherschleichen. Key West ist voll von restaurierten historischen Holzhäusern. Eins ist hübscher als das andere, immer umrankt von tropischen Pflanzen und Blüten, allen voran der Strangler Fig, eine Baumart, deren meterlange Luftwurzeln zu massiven Seitenstämmen auswachsen, ein „walking tree“ wie auch die Mangroven, die sich im seichten Brackwasser verbreiten oder auf Austernbänken andocken. Die Riesenmuschel „Conch“ ist hier zuhause, ihr Inneres eine Delikatesse. Doch rund um die Keys darf sie nicht gefangen werden. Alle Muscheln, die in den Souvenirläden ausliegen oder auf dem Teller landen, stammen von den Bahamas. Sie lebend in der Hand zu halten, ist sowieso viel besser, zu sehen, wie sie ihren schwarzbraunen Gummifuß herausreckt, an einer Seite mit einem kleinen Plättchen, dem ganz genau passenden Deckel, der – ist die Muschel wieder drin – den Eingang ins Gehäuse verschließt. Eine geführte Kajak-Tour ist ideal, um diese für uns Europäer so exotische Natur aus nächster Nähe kennenzulernen. Auf Stock Island, dem Vorgarten von Key West, bieten BluePlanetKayak.com solche interessanten Touren an – auch bei Sonnenuntergang. Die meisten Touristen werden zu dieser Uhrzeit auf dem Mallory Square sein und den Sonnenuntergang beklatschen. Nachher strömen sie in die Duval Street – die Kneipenmeile von Key West. Die Happy Hour geht früh los, entsprechend angeheitert sind die Gäste. Zusätzliche Erheiterung bieten Travestie-Künstler und Striptease-Tänzer, wobei diejenigen Kneipen am vollsten sind, in denen live Country-Rock gespielt wird. Nie hätten wir auf Key West die Hauptstraße von Willingen erwartet. Wer auf den Keys auf Naturerlebnisse aus ist, sollte raus auf's Meer. Wir sind dafür zur Ramrod Key gefahren und vom Looe Key Reef Resort & Dive Center aus durch den Kanal sieben Meilen zur Looe Key geschippert, eine Koralleninsel, die zu dem kilometerlangen Riff gehört, das den Keys schützend vorgelagert ist. Hier haben wir beim Schnorcheln sogar Haie und Delfine gesehen. Die Riesenzackenbarsche kamen von selbst bis ans Boot und erhielten dafür von "Crazy Captain Katie" eine Wurst. Interessant war auch unsere Führung durch das Fort Zachary Taylor im gleichnamigen historischen Park. Die von 1845 bis 1866 erbaute Festung lag ursprünglich der Insel Key West vorgelagert und war allein dadurch schon uneinnehmbar. Einen Angriff hat auch nie jemand versucht, weder im Bürgerkrieg noch während des Spanisch-Amerikanischen Kriegs. Leider wurde das Fort 1889 aber friedlich demontiert: Man baute die oberen zwei Etagen ab, um moderne Waffensysteme installieren zu können. Die alten Kanonen und Kugeln wurden mit genutzt, um das Wasser zwischen dem Fort und Key West zu verfüllen. Ab 1968 machten sich ein ehemaliger Mitarbeiter und viele Freiwillige daran, die alten Geschütze auszugraben. Die Ausgrabungen dauerten zehn Jahre und förderten sogar eine historische Meerwasserentsalzungsanlage zutage. Noch heute ist nicht alles freigelegt. Hier geht's zu den Bildern.
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Pfaueninsel

Kaum mehr als 100 Meter liegt ihr Südzipfel vom Festland entfernt, doch die kleine Wasserscheide reichte aus, dass die Pfaueninsel Schutz fand, lange bevor sie zum Naturschutzgebiet und Weltkulturerbe erklärt wurde. Wegen seiner isolierten Lage ist auf dieser Insel ein ganz besonderes Bauwerk gänzlich unversehrt geblieben: Schloss Pfaueninsel wurde 1794/95 nach Plänen des Potsdamer Hofzimmermeisters Brendel im Stil damaliger Mode als Schlossruine gestaltet, sein Inneres nach dem Geschmack der Gräfin Lichtenau (Geliebte König Wilhelms II.) eingerichtet. Bis zu seiner Übertragung in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wurde kein einziges Möbel gestohlen, gar verrückt, keine Scheibe zerschlagen, kein Wandbild zerstört. Noch wie zu Zeiten, als es zuletzt bewohnt wurde – sommersüber, denn es war eine königliche Sommergartenlaube – präsentiert sich sein Interieur. Der kunstvoll verlegte, glänzende Parkettboden wurde nie restauriert. Auch die Tapeten sind bis heute ohne Riss, wenn auch nicht mehr so farbenfroh. Stühle und Couch sind noch immer prall mit Rosshaar gepolstert – über 200 Jahre alt. Nichts ist kaputt oder brüchig, nicht mal die Schlossmauern. Selbst die sind – wie die wunderschön gemaserte Wandverkleidung im OG – aus Holz! Schloss Pfaueninsel ist das besterhaltene Schloss in Europa. Die Führerin achtet streng darauf, dass das so bleibt und wir alle Filzpantoffeln überziehen. Die gebogene Eisenbrücke, die über dem Dach die zwei Schlosstürme miteinander verbindet, darf leider nicht betreten werden. Höher als ins erste OG kommen wir sowieso nicht. Dafür sehen wir die Hüte von Königin Luise, mit denen sie ihren bleichen Teint vor der Sonne bewahrte. Allerdings mochte sie das Schloss nicht besonders, wohl weil es an Komfort zu Wünschen übrig ließ. So besaß es z.B. keine Wasserklosetts. Ihr Gatte Friedrich Wilhelm III. dagegen liebte die Insel. Nach Luises Tod lebte er sich hier richtig aus. Er ließ weitere Häuser im italienischen Villenstil bauen, vor allem aber eine Vielzahl an Tiergehegen für bald über hundert Arten, darunter so exotische wie Alligatoren, Büffel, Kängurus, Affen, Löwen, Lamas oder Bären. Er fütterte viele sogar eigenhändig und präsentierte sie bereitwillig der Berliner Bevölkerung. Ein regelrechter Massenandrang entstand. Bald waren die extra eingesetzten Sonderzüge Richtung Pfaueninsel restlos überfüllt. Ab 1821 war die Insel darum nur noch an drei Wochentagen für Publikum geöffnet. 1842 überführte Wilhelms Sohn Friedrich Wilhelm IV. die Tiere an den entstehenden Berliner Zoo, der zwei Jahre später als erster und größter seiner Art in Deutschland eröffnet wurde. Pfauen (sogar weiße), Ziegen, Ponys und Büffel, trifft man bis heute auf der Pfaueninsel an. Hier geht's zur Bildergalerie und hier erfährt man mehr, auch zur Anreise.
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La Réunion

Zuckerrohr, so hoch, dass Straßenschilder und Bushaltestellen darin verschwinden: im Wind rauschende, wiegende Felder. Riesenhalme, die sich wie Baldachine über die Serpentinen neigen. Und keine Straße, auf der nicht Spuren davon zurückbleiben, wenn die Stengel, lose auf Lkws gestapelt, zu den Fabriken gefahren werden. Auf La Réunion habe ich Zuckerrohr zum ersten Mal unverarbeitet gekostet: ein feuchtes Stück Holz, für das man beim ersten Biss alle Kraft des Kiefers braucht. Dann quillt der süße kühle Saft heraus. Man kaut, saugt bis nichts mehr kommt, spuckt schließlich die Späne aus. Nichts für Gebissträger. Für Originalzähne wahrscheinlich auch nicht das Beste. Zuckerrohr ist das wichtigste Exportgut des französischen Überseedépartements. Für die Parfumindustrie werden aber auch Vétiver- und besondere Geranien angebaut. Duftpflanzen blühen aber auch einfach an der Straßenecke. Manchmal riecht es so betörend, dass man unweigerlich nach jemandem Ausschau hält, der sich ausgehfein gemacht hat. Dann – immer der Nase nach – entpuppt sich der Urheber als eine Hecke, die in voller Blüte steht Auch für Bourbon-Vanille ist die Insel berühmt. Die réunionische Küche würzt damit sogar Kartoffel- und Fleischgerichte: Haute Cuisine mit kreolischer Finesse! Die meisten Urlauber kommen jedoch wegen der nicht kultivierten Gewächse: Ein Drittel der Fauna wächst auf La Réunion noch wie zu Urzeiten: Farnbäume und Tamarinden, Kampferlorbeer, Orchideen und Aronkelche, silbrig herabhängende Flechten und bauschiggrünes Moos. Eine Vegetation, an deren Üppigkeit sich das Auge satt sehen kann. La Réunion ist ein Paradies für Wanderer, Bergsteiger, Mountainbiker, bietet beste Voraussetzungen zum Reiten, Paragliding, Kite- und Windsurfen, Rafting, Canyoning … Und überall wird gejoggt. „La Réunion ist eine Sport-Insel“, informiert uns Jeremy von Connections Réunion am Airport in Saint Denis, wo wir die Vouchés für unsere Rundreise erhalten. Wir hatten drei Stationen ausgesucht, um erst den wenig touristischen Osten, anschließend den Süden und schließlich den badefreundlichen Westen zu erkunden. Zwar ist das Eiland gerade mal so groß wie unser Bundesland Saarland. Doch von den Ufern aus geht es steil nach oben: Bis zu 3069 Meter ragt die Bergwelt auf, durchfurcht von zahllosen Schluchten, jede trägt einen Namen wie die „Ravine de la Grande Chaloupe“. Kein Ort, der nicht am Meer liegt, der auch nur annähernd per Luftlinienentfernung erreichbar wäre. Es gibt nur eine einzige Straße, die quer über die Insel führt und das auch nur als Ausweichstraße. Die Uferstraße im Südosten ist nämlich immer mal wieder unpassierbar, dann, wenn der 2631 Meter hohe Piton de la Fournaise wieder Lava spuckt, die über die N2 ins Meer fließt. Die meisten touristischen Ziele erreicht man also nur über die vielfrequentierte Uferstraße und die Stichstraßen, die hiervon abzweigen und in vielen Kurven aufwärts führen. Auf dem selben Weg geht’s dann zurück, anders nicht. Noch mehr lohnenswerte Ziele erreicht man bloß zu Fuß: den Geburtsvulkan Piton de Neige zum Beispiel oder die drei markanten Felsen „trois Salazes“ im Talkessel des Cirque de Cilaos. Hier wird das inseleigene Mineralwasser gezapft. Genauso steht es um die Aussichtsplattform am Rand des grünen „Höllenschlund“, dem Trou de Fer mit seinen vielen Wasserfällen. Gerade hier empfiehlt es sich, früh morgens unterwegs zu sein, sonst ist der Kessel wolkenverhangen. Bei einigen anderen Aussichtspunkten wie z.B. dem Piton Maïdo oder der Gîte de Bélouve hatten wir im September auch später am Vormittag beste Sicht. Eine erfahrene Réunion-Reisende erzählte uns, sämtliche Réunion-Reiseführer seien im November geschrieben, und in dem Monat würde es zutreffen, dass man nur ganz früh am Morgen klare Sicht habe. Hier geht es zu ein paar schönen Fotos von La Réunion. Das Foto mit der phantastischen Poollandschaft stammt aus dem Hôtel Le Saint Alexis zwischen Saint-Gilles-Les-Bains und Saint-Paul. Eine sehr schöne Wanderung über viele Holzstege und Treppen, bei der wir am Ende aber kein Glück hatten, weil das "Höllenloch" vernebelt war, hat Klaus hier getrackt: Diese Wanderung enthält tolle Bademöglichkeiten:
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Isle of Wight

Als wir im Juni 2012 von London aus per Mietwagen Richtung Südengland kurvten, waren wir so naiv zu glauben, in den vielen Guesthouses würde man spontan ein Zimmer bekommen. Dies war ein völliger Irrglaube. Hatten wir bzgl London noch alles richtig gemacht und im Voraus online billig gebucht (nämlich im Travelodge London Aldgate East Hotel um die Ecke der Tower Bridge), fielen später umso mehr Pfunde an. Grund war auch, dass die Queen ihr diamantenes Thronjubiläum feierte (60 Jahre Königin), die Briten frei bekamen und fast alle nach Südengland fuhren. Allein der Stau auf den Straßen entlang der Küste vereitelte all unsere Pläne, weit nach Südwesten vorzudringen, zu den Heligan Gardens in Saint Ewe und dem Trebah Garden in Falmouth. So geschah es, dass wir in Lymington vor der Isle of Wight strandeten. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit stießen wir hier etwas abgelegen auf ein altehrwürdiges Landhaus inmitten grüner Hügel und Pferdekoppeln. Eine rüstige alte Dame brachte gerade den Abfall heraus, als wir unseren Golf (der Verleiher war ganz stolz, uns ein deutsches Auto zu geben) auf dem Kiesplatz parkten. Wenige Sätze später war klar, dass Zimmer frei waren und die Hausherrin Brigitte Tee-Hillman Deutsch sprach, weil sie aus dem Schwabenland stammte. Schnell erfuhren wir ihre aufregende Lebensgeschichte, die sie mit zahllosen Fotografien und Zeitungsartikeln belegte: Als eine der ersten Stewardessen bei Pan Am verliebte sich Brigitte Tee Anfang der 60er in einen amerikanischen Piloten, heiratete ihn und zog mit ihm nach London. Doch der Pilot war untreu. Brigitte Tee wollte sich scheiden lassen und suchte Rat bei Rechtsanwalt John Hillman. „Nun“, erwiderte der, „am schnellsten geht es, wenn Sie eine Affäre haben.“ Am nächsten Tag sprach Brigitte Tee erneut in der Kanzlei vor und fragte Hillman, ob er nicht eine Affäre mit ihr eingehen wollte. Hillman wurde ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes. Die außergewöhnlichste Episode handelt davon, dass zu der Zeit, in der die Schwäbin nach Südengland kam, um 1973, niemand in ganz Großbritannien heimische Pilze pflückte geschweige denn aß. Begeistert über den von niemandem sonst abgeernteten Reichtum in Deutschland teuer zu erstehender Pilzsorten stromerte die junge Frau durch den New Forest National Park, pflückte kiloweise Pilze und bot sie verschiedenen Restaurants zum Kauf an. Gerade die Köche deutscher Herkunft, auch von großen Hotels, waren begeisterte Abnehmer. Bald fuhr Brigitte Tee ihre Pilze zu den erlauchtesten Adressen aus, darunter Spitzenrestaurants wie Michel Roux Jr’s Le Gavroche oder das von Henry Brosi im Fünf-Sterne-Hotel Dorchester. Sogar bei der Queen sei sie gewesen, erzählte sie uns. 33 Jahre ging das so, bis das Forstamt des Nationalparks aufmerksam wurde und ihr das Pilzepflücken verbot. Brigitte Tee pflückte weiter. Am 16. November 2002 lauerten ihr Polizeibeamte dabei auf und steckten die damals 60-Jährige ins Gefängnis. Der Fall ging wie ein Lauffeuer durch die Presse. Alle fanden barbarisch, was man „Mrs Magic Mushrooms“ antat, hatte sie die britischen Pilze doch erst bekannt gemacht. Sie wurde freigelassen und erhielt als einzige Person in ganz Südengland die Lizenz, Pilze zum Verkauf zu pflücken. Für die Einnahmen muss sie seitdem aber Steuern entrichten. Mittlerweile lebt Brigitte Tee-Hillman alleine im Gorse Meadow House und vermietet auf der oberen Etage sechs Gästezimmer. Im Erdgeschoss veranstaltet sie Kochkurse. Pilze spielen darin natürlich eine Hauptrolle. Aber auch andere Zutaten ... Während unseres Aufenthalts wurde der Kochkurs von einem italienischen Koch geleitet: Tony kümmerte sich auch um unser Frühstück und pries am Vorabend seinen „black pudding“ an: „It’s so beautiful!“, schwärmte er uns vor. Obwohl wir wussten, dass die Briten morgens gern herzhaft essen, freuten wir uns in Ermangelung englischen Vokabulars auf Schokoladenpudding. Aber es war kein Pudding, was Tony uns am anderen Morgen stolz auf die Frühstücksteller legte, sondern gebratene Blutwurst.   (Auf dem Blog von Joachim Ott ist ein schöner kleiner Film über Brigitte Tee: testschmecker.de/2013/01/22/mrs-tee-the-art-of-mushroom-picking/)
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Madeira

Wir haben Madeira im September besucht. Auf den Berghöhen war der Nebel teilweise so dicht, dass man kaum drei Meter weit sehen konnte. Einmal bin ich beinahe mit einer Kuh zusammengestoßen, die hier oben genüßlich weidete. Ein populärer Wanderweg war durch einen verheerenden Waldbrand nicht mehr wie im Reiseführer beschrieben, märchenhaft dagegen der Pfad entlang der Levada da Rocha Vermelha. Die ganze Insel lässt sich entlang dieser alten Wasserläufe auf oft abenteuerliche Weise erkunden: durch enge Tunnel, unter Wasserfällen hindurch – immer mit phantastischen Aussichten, teils auch steil nach unten. Von der Hauptstadt aus fährt eine Seilbahn auf den im Hinterland gelegenen Berg. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Botanischen Garten mit seiner herrlichen Sicht auf die Hauptstadt Funchal. Der Park wurde 1881 von der Familie Reid gebaut und ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Er erstreckt sich über 35.000 qm und enthält eine sehenswerte Vielfalt an exotischen Gewächsen. Nah bei Funchal findet man das bunte Fischerdörfchen Câmara de Lobos. Katzenhaie hängen hier zum Trocknen in der Sonne. In kleinen Booten wird schwarzer Degenfisch hereingeholt. Oberhalb hatte Winston Churchill seinen Platz zum Malen. Hier saß er oft mit einer dicken Zigarre im Mundwinkel vor der Staffelei und übertrug seine Aussicht auf Leinwand. Ein paar schöne Eindrücke von Madeira finden sich hier.
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São Miguel

São Miguel ist die größte Insel der Azoren und mit einer üppigen Natur gesegnet. Fast alle Straßen sind von blühenden Hecken eingefasst. Man sieht Kamelien, Azaleen, Hortensien, Orchideen ... Und auf den saftiggrünen Hügeln weiden Kühe, deren Fell glänzt wie frisch gestriegelt. Dem Reisenden werfen sie tiefsinnige Blicke nach. Vielleicht denken sie an die zwei unglücklich Verliebten, die so viel weinen mussten: Im Inselinneren befinden sich zwei Kraterseen, deren schillerndes Grün ihren Tränen entsprungen sein soll. Die beeindruckende Farbgebung zeigt sich aber nur bei Sonnenschein. Stürmisch und wechselhaft haben wir das Wetter im Mai erlebt, doch die heißen Quellen, die an einigen Stellen im Meer an der schwarzsandigen Küste und im Vale Formoso zu finden sind, haben uns mehr als entschädigt. Im Parque Terra Nostra gibt es ein riesiges natürliches Thermalschwimmbecken - badewannenheiß - mit sehr eisenhaltigem, ockerfarbenem Wasser. Phantastisch anzusehen - auch der gesamte umgebende Park. Die vulkanischen Dampfaustrittsstellen werden auch direkt zum Kochen benutzt. Dazu wird ein Topf mit Gemüse und Fleisch in der umgebenden Erde verbuddelt. Nach ein paar Stunden ist alles fertig - von Mutter Erde zubereitet! Wir hatten das Glück, bei Mechtild und Sönke Hormann zu wohnen. Das deutsche Ehepaar vermietet auf einem traumhaft schönen Küstengrundstück im malerischen Caloura ein paar Bungalows, die hier verstreut zwischen exotischen Pflanzen liegen. Das große Areal wird auch zum Anbau von Gemüse und köstlichen Früchten genutzt. Man kann sie vor Ort im Haupthaus kaufen. Auch den berühmten Tee der Insel hält man hier bereit. Im Nordwesten von Sao Miguel begünstigt das besondere Mikroklima den Anbau schwarzen Tees. Viele nehmen ihn sich pfundweise mit nach Hause. Sein einzigartig weiches Aroma ist wirklich eine Kostprobe wert. Die Teefabrik lädt dazu ein, auch zur Besichtigung der Produktion, bei der vieles von Hand geschieht. Viele schöne Wanderwege laden dazu ein, São Miguel per pedes kennenzulernen. An den Küsten stößt man immer wieder auf Ruinen und bekommt angesichts der verfallenen Wassermühlen eine Ahnung, wie die Menschen früher hier lebten und arbeiteten. Unlängst wurde am Fuße des Pico do Carvao in 600 Metern Höhe die Ruine einer vergessenen Kapelle wiederentdeckt. Sie steht jetzt unter Denkmalschutz. Hier geht es zu unseren Fotos von São Miguel ...
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